Finnlegende Jöggu Stadler gestorben
Kategorie: Blog der Finnklasse Schweiz Veröffentlicht: Donnerstag, 03. August 2017 17:50Jöggu Stadler war ein Finnsegler der ersten Stunde der unsere Klasse und die Finnflotte Thunersee nachhaltig geprägt hat.
Er war in der Anfangszeit der Klasse sehr aktiv und bei fast jeder Regatta dabei. Res (Reso) Roost hat über diese Zeit einen illustrativen Bericht geschrieben, in dem er über Jöggu und seinen Einsatz für die Flotte berichtet, ergänzt mit verschiedenen Anekdoten.
Jöggu war ausserdem Autor unserer Klassenbroschüre “Finnsegeln”, welche wir bis heute für einen Unkostenbeitrag verkaufen und die jetzt anlässlich des Todes von Jöggu ins Internet gestellt wird. Die “Finnsegeln” Broschüre geht über die für den Finn-Anfänger wichtigsten Grundlagen hinaus. Sie stellt eine Basis dar, auf der jeder Neueinsteiger aufbauen kann.
Als Jöggu wegen einer Krankheit schon vor einigen Jahren das geliebte Finnsegeln aufgeben musste, kam er weiter regelmässig mit seinem MG-Oldtimer in den Yachtclub, traf sich mit den Veteranen und übernahm Aufgaben z. B. als Wettfahrtleiter. In 2012 war er zuletzt am Finnfest dabei - damals als Pirat verkleidet. In den letzten Jahren lebte Jöggu eher zurückgezogen und verstarb letzte Woche bei sich zu Hause. Er ist und bleibt uns aber allen immer präsent.
Die Urnenbeisetzung findet am Mittwoch, den 9. August 2017 um 11.00 Uhr im Friedhof Seidenberg in Muri statt, auf Wunsch von Jöggu ohne Zeitungsanzeige. Jiri, SUI 4
Nachruf von Ruedi Baumann
Noch als ich Star segelte und weit weg vom Finn war, war mir Jöggu als Finnlegende ein Begriff. Geschichten wie Finnflotten in Lichtenstein gründen, oder Erster an einer nicht zustande gekommenen SM waren der Stoff, der sich um ihn rankte. Später lernte ich ihn als Gegner im Star kennen. Sofort fielen mir die unkonventionelle Bastelfreude und der Ideenreichtum auf, mit dem er seine Boote nicht wirklich schneller, aber zu Unikaten zu machen pflegte. Mit dem Umstieg auf den Finn merkte ich, dass einige seiner Ideen aber praxisgeprägt waren. Persönliche Ratschläge und seine unvergessliche Finnanleitung halfen mir in der Folge, den Finn in den Griff zu bekommen.
Jöggu war ein ehrgeiziger Segler, der es gar nicht liebte, wenn man ihm "über die Lümpen" fuhr. Das kam zwar nicht so oft vor, wenn aber, dann war er bis unter die Dusche ungehalten. Unvergesslich die Standpauke, als er mit einem eher unglücklichen Pumpversuch einen Abgang machte und er uns klarmachte, dass unser schadenfrohes Gelächter nicht kameradenhaft sei. Die Standpauke nahm er am nächsten Tag, nach dem gleichen Malheur, als jeder wortlos an ihm vorbeifuhr, wieder zurück. Schadenfreudige Finnkerle waren ihm lieber als wortlose Gesellen.
Nicht nur schnell segeln war ein Hobby von ihm - auch Autos waren seine absolute Leidenschaft. Lange war der Porsche 911 Targa sein Markenzeichen - und als er ihn verkaufte, war er sich so reuig, dass ihm Jahre später der Käufer versprechen musste, das geliebte Auto nur ihm und sonst niemandem wieder zurück zu verkaufen. Der MG - mein Bubentraum. Aber ein MG ist nun mal nicht das Idealauto für einen Finnsegler. Diesem Missstand half Jöggu mit einer seiner Bastelideen ab: Ein Loch in die Stossstage und die Anhängerkupplung passte tiptop. Ganz ehrlich - ein Finn an einem MG - das kann doch kein Stilbruch sein!
Irgendwann machte die Gesundheit mit dem Finnsegeln nicht mehr mit, es blieben noch die Fahrten mit dem MG, oft zusammen mit Pesche Frei. Wenn die beiden an der Bar auftauchten, war immer gute Stimmung - hätte ich doch all die Geschichten nur aufgeschrieben.....
Nun ist Kamerad Jöggü nicht mehr - er bleibt uns als ein feiner Finnsegler mit seinen Ecken und Kanten in Erinnerung - in legendärer Erinnerung.
Ruedi, SUI 57
